Trainingstherapie

Daniela Halbfas longiert ein getapetes Pferd in der Trainingstherapie

Was ist Trainingstherapie?

Als Trainingstherapie kann man alle trainingsspezifischen Maßnahmen bezeichnen, die darauf abzielen, physiologische Bewegungsabläufe nach einer Verletzung oder Operation wieder herzustellen oder bei chronischen Krankheiten so weit wie möglich zu erhalten. Hierbei geht es nicht nur um die Regeneration einzelner Strukturen oder das Auftrainieren bestimmter Muskeln, sondern darum, dass das Pferd sich wieder harmonisch, gut koordiniert und möglichst verschleißarm und schmerzfrei bewegen kann.

 

In der Trainingstherapie werden Erkenntnisse und Methoden aus Pferdeausbildung und Trainingslehre auf die individuellen medizinischen und osteopathischen Ansprüche des Pferdes zugeschnitten und mit Elementen der Physiotherapie kombiniert.


Welches Pferd braucht Trainingstherapie?

Im Grunde jedes Pferd, das nicht komplett orthopädisch und internistisch gesund ist. Das betrifft also sowohl Pferde, die nach einer Verletzung oder Operation wieder auftrainiert werden müssen als auch Pferde, die aufgrund von chronischen Beschwerden nicht normal belastbar sind, aber trotzdem im Rahmen ihrer Möglichkeiten fit und beweglich gehalten werden sollen.

 

Trainingstherapie dient nicht nur dazu, die aktuelle Einschränkung zu beheben, sondern soll auch die Gefahr von Folgeschäden verringern.

 

Beispiel Sehnenschaden: Fast jeder kennt im Bekanntenkreis ein Pferd mit Sehnenschaden, welches sich nach erfolgreicher Genesung wenig später eine Sehnenverletzung auf einem anderen Bein zugezogen hat. Dabei waren die Besitzer vorsichtig, das Pferd hatte lange Boxenruhe und wurde vielleicht teuer behandelt, es wurde über Wochen Schritt geführt und dann minutenweise aufbauend getrabt. Warum ist es trotzdem so verletzungsanfällig? Dafür gibt es viele Gründe, von denen ich einige hier aufführen möchte:

  • In der Boxenruhe ist durch den Bewegungsmangel die Gewebequalität aller Körperstrukturen schlechter geworden.
  • Durch die Lahmheit auf einem Bein mussten die anderen Beine mehr leisten und wurden überlastet.
  • Die lange Stehpause hat zu einer Schwächung des Rumpftrageapparates geführt. Auf diese Weise gibt es in der Aufhängung des Rumpfs zwischen den Schultern keine Stoßdämpfung mehr und es kommt in der Folge zu einer Mehrbelastung der Sehnen.
  • Bewegungsmangel, Schmerz und Stress haben zu Verspannung und Versteifung aller Faszien und Muskeln geführt, wodurch das Pferd sich nicht mehr so geschmeidig und geschickt bewegen kann.
  • Die lange notwendige Phase mit Boxenruhe und sehr kontrollierter Bewegung auf ebenem, festem Untergrund hat auch das Körpergefühl und die koordinativen Fähigkeiten des Pferdes verschlechtert.
  • Das Pferd hat die Schmerzerfahrung in Form eines Schmerzgedächtnisses gespeichert und belastet das vormals verletzte Bein trotz ausgeheilter Sehne nicht vollständig, wodurch seine Bewegungen unrund bleiben und die anderen Beine weiter überlastet werden.

Solche Kompensationsketten und Folgeschäden gibt es natürlich nicht nur bei Sehnenverletzungen, sondern als Folge jeder Form von Einschränkung.

 

Eine ganzheitliche Trainingstherapie berücksichtigt all diese Faktoren und strebt eine Rehabilitation des ganzen Organismus an!

Wie läuft eine Trainingstherapie ab?

Trainingstherapie biete ich nur für Pferde an, die ich aktuell befundet und behandelt habe. Bevor wir starten können, brauchst Du bei Verletzungen, Operationen und anderen schwerwiegenden Erkrankungen auf jeden Fall das Einverständnis DeinerTierärztin/Deines Tierarztes, dass das Pferd wieder trainiert werden darf.

 

Beim Erstellen eines Trainingsplan berücksichtige ich nicht nur die Befunde Deines Pferdes, sondern auch viele andere Faktoren: Wie sind die Haltungsbedingungen? Was bieten die Anlage und die Umgebung an Trainingsmöglichkeiten? Welche Kompetenzen hast Du bereits, was konnte Dein Pferd vor der Verletzung? Welche Ausrüstung und Materialien stehen zur Verfügung? Wer kann wie oft mit dem Pferd arbeiten? Der beste Plan nützt Dir und Deinem Pferd nämlich nichts, wenn er aufgrund von ungünstigen Umständen nicht umgesetzt werden kann.

 

Anfangs arbeite ich selbst mit dem Pferd und leite Dich dann praktisch an, wie Du weiterarbeiten solltest. Wenn nötig, bekommst Du z. B. Unterricht im Longieren oder in Handarbeit. In regelmäßigen Abständen überprüfen wir das Erreichte und passen den Plan an.

 

Die konkrete Ausgestaltung des Trainingsplans ist von den individuellen Problemen des Pferdes abhängig. Häufig wird das Pferd anfangs vom Boden gearbeitet (geführt, longiert, Handarbeit), bevor es wieder geritten wird. Je nach Bedarf werden bei den Trainingseinheiten Hilfsmaterialien wie Stangen, Tapes, Körperbänder, Balancepads oder ähnliches eingesetzt.